Verringerung von Vorernteverlusten bei Winterraps durch den Anbau platzfester Sorten und Optimierung des Erntetermins
Zur Beantwortung der Frage, welche Auswirkungen eine Ernteverzögerung auf Vorernteverluste, Kornertrag und Qualität beim Raps hat, wurden am Standort Gülzow von 2011-2018 Spätdruschversuche mit mehreren Sorten durchgeführt. Als Vergleich dazu dienten die Ergebnisse der Landessortenversuche mit einem normalen Erntetermin zur Vollreife.
In den Spätdruschversuchen wurden mittels Verlustschalen Vorernteverluste gemessen. Diese blieben bis zur Vollreife des Rapses in der Regel auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau, erhöhten sich mit zunehmender Standzeit des Rapses jedoch. Teilweise mussten in einigen Sorten beträchtliche Vorernteverluste (Maximalwert 2011: 2,5 dt/ha) verzeichnet werden. Die Folgen sind Ertragsminderungen und eine Verschärfung des Durchwuchsproblems mit unerwünschtem Ausfallraps. Die Vorernteverluste können durch den Einsatz von Fungiziden verringert werden.
Vorernteverluste hängen jedoch nicht nur vom Erntetermin, sondern auch von der Schotenplatz-festigkeit der Sorten ab. Die Schotenplatzfestigkeit ist mittlerweile ein etabliertes sortenspezifisches Merkmal. Zusätzlich hängt es von verschiedenen Umweltfaktoren wie Reifezustand, Feuchtigkeit und Temperatur ab. Rapsbestände mit hoher Platzfestigkeit sind robuster gegenüber Ernteverzögerungen und Witterungseinflüssen. Zur Bewertung der Schotenfestigkeit wurde im Rahmen dieses Forschungsprojektes eine Labormethode entwickelt, die auf einer physikalischen Messgröße basiert (erforderliche Kraft zum Öffnen der Schote). Ausfallgefährdete Rapssorten sollten möglichst nicht überständig geerntet werden.
In den Versuchen wurde nachgewiesen, dass ein ungünstiger Erntetermin auch negative Effekte auf Qualitätsparameter haben kann. Während sich Ölgehalt und Tausendkornmasse kaum veränderten, war zum normalen Erntetermin beispielsweise der Anteil an freien Fettsäuren im Öl im feuchten Jahr 2017 deutlich höher als zum späten Erntetermin. Bei hohen Werten > 2 % ist die Lagerfähigkeit derartiger Partien nicht mehr gegeben bzw. stark herabgesetzt. Die Auswuchsneigung und die Werte für freie Fettsäuren sind stark sortenabhängig. Der Druschtermin sollte dementsprechend angepasst werden.
Durch den Anbau platz- und auswuchsfester Sorten lässt sich das Ernterisiko vermindern und die Erntezeitspanne erweitern. In Jahren mit feuchten Erntebedingungen besteht so mehr Spielraum, frühe Weizensorten vor dem Raps zu dreschen. Dadurch kann ein Absinken der geforderten Fallzahlen für Qualitätsweizen und die damit verbundenen monetären Verluste vermieden werden.
Dokumente
Verfasser | Dr. Jana Peters |
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Erscheinungsdatum | 07.03.2023 |
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