Wie kann der regionale Bedarf an frischem Fisch bei den aktuell sinkenden Quoten in MV in Zukunft gedeckt werden?

Die Tradition der Küstenfischerei prägt seit Jahrhunderten das Landschaftsbild und die Menschen an Deutschlands längstem Küstenabschnitt. Fischereibetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern versorgen bis weit über die Küsten hinaus die Bevölkerung mit ihren Fängen.

Jedoch wird die Ertragslage der kleinen und mittelständischen Fischereibetriebe in den inneren und äußeren Küstengewässern von MV in immer stärkerem Maße durch die Begrenzung der Ressourcen und durch Regulierungsmaßnahmen wie Fangquoten, saisonale Fangverbote und Gebietsschließungen bestimmt. Die Auswirkung dieser Faktoren auf die Küstenfischerei ist deutlich an den rückläufigen Zahlen der Fischereibetriebe und der Gesamtanlandung zu erkennen. Waren es direkt nach der Wende im Haupterwerb in der „Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei“ noch 950 Fischereibetriebe in MV (LALLF, 2020) mit einer Gesamtanlandung von 31.679 t Fische und Meeresfrüchte, so existieren heute lediglich noch 180 Betriebe (LVKK, 2020) mit einer Gesamtanlandung von 8.226 t.

Um den regionalen Bedarf an frischem Fisch weiterhin bei sinkenden Fangerträgen zu gewährleisten, kann eine dezentrale marine Aquakultur als Ergänzung zur Fischerei eine alternative Lösung sein.

Diese mögliche Alternative entwickelt und untersucht die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV im Rahmen des durch den Europäischen Meeres- und Fischereifond (EMFF) und das Land Mecklenburg-Vorpommern geförderten Projektes „Kombinierte marine Aquakultur“. Die Zielstellung dieses Vorhabens ist es, die Eigenversorgung mit marinen Aquakulturerzeugnissen in MV ökologisch und ökonomisch nachhaltig zu steigern. Dafür wird im Zeitraum vom 01.11.2018 bis zum 30.06.2023 im Fischereischutzgebiet Nienhagen (FSG Nienhagen) westlich von Warnemünde die technische, biologische und wirtschaftliche Erprobung einer Miesmuschelaquakultur in Kombination mit einer Speisefischproduktion durchgeführt. Dieses Ziel soll mithilfe der Aufzucht- und Vermarktungsmöglichkeiten von Lachsforellen, Ostseeschnäpeln und weiteren Fischarten sowie von Miesmuscheln in verschiedenen Netzkäfig- und Langleinensystemen getestet werden.

Ein genereller Schwerpunkt des Vorhabens liegt dabei in der Bilanzierung der durch die Fischzucht über das Fischfutter eingetragenen Nährstoffe Stickstoff und Phosphor und deren Kompensation. Diese Nährstoffe sollen über die Ernte der Fische und Muscheln wieder weitgehend aus dem System entnommen werden, um eine nachhaltige Aquakultur betreiben zu können. Neben der Analyse und Bewertung der verfahrenstechnischen und biologischen Aspekte der Untersuchungen soll am Ende des Vorhabens eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vorgenommen werden, die für eine mögliche Umsetzung in der Praxis essenziell ist. Bei positiven Ergebnissen des Projektes sollen perspektivisch weitere Produktionsstandorte an der Küste von MV erschlossen werden.

Dokumente

Verfasser Fabian Swirplies, Dr. Florian Peine
Erscheinungsdatum 07.10.2020
Telefon 0381 /20260-751; 0381 / 20260-750
E-Mail f.swirplies@lfa.mvnet.de; f.peine@lfa.mvnet.de