Erfolgreicher Schweinetag MV
Am 19.10.2022 fand nach 2jähriger Coronapause wieder ein Schweinetag statt, organisiert durch die LMS, den SKBR, den HSZV Nord/Ost und die LFA MV. Auf der gut besuchten Veranstaltung wurde über aktuelle Herausforderungen in der Schweineproduktion informiert und diskutiert.
Dr. Hortmann-Scholten von der LWK NI machte eingangs deutlich, dass es noch nie ein derartiges Missverhältnis zwischen Kosten und Erlösen gegeben hat und Deutschland im europaweiten Bereich mit die höchsten Produktionskosten in der Schlachtschweineproduktion aufweist. Zudem ist hierzulande der Konsum an Fleisch in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Der Versuch, mit höherwertigeren Prozessstufen den schwindenden Markt aufzufangen, gelingt derzeitig nur bedingt, da der Markt für ITW-Fleisch aktuell überzeichnet ist. Er forderte Planungssicherheit im Bau- und Emissionsrecht, eine staatliche Erstattung der Tierwohl-Mehrkosten, eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Lebensmittel sowie eine Reduzierung der nationalen Auflagen.
Kontrovers diskutiert wurde der Beitrag von Frau Elmerhaus, die die Sichtweise des Unternehmens Tönnies zur zukünftigen Ausrichtung der Schweinehaltung darlegte. Da Tönnies die Kostenführerschaft in Europa abgeben musste, wird nun verstärkt auf Automatisierung und Robotertechnik in der Schlachtung und Zerlegung gesetzt. Den notwendigen Umfang an Schlachtschweinen zur Deckung des Frischfleischbedarfs für den deutschen LEH bezifferte sie auf künftig ca. 21 Mio, wovon sie allein 17 Mio den Haltungsstufen 3 und 4 zuordnet. Aus Sicht von Tönnies ist die Herkunftskennzeichnung zwingend notwendig, um über Qualitätsdifferenzierung Märkte zu gewinnen. Kündigungen von ITW-Verträgen wurden im Anschluss dementsprechend kritisch diskutiert. Frau Elmerhaus sieht auch die Politik bei der Durchsetzung höherer Haltungsformen in der Pflicht, da der Markt es allein nicht richten wird.
Eine andere Herausforderung, welche die Landwirte aktuell betrifft, ist die Umsetzung der TA-Luft. Frau Baran vom StALU Westmecklenburg informierte über Hintergründe und wichtige Änderungen für Tierhaltungsanlagen. Neu ist der Nachweis einer stark N- und P-reduzierten Fütterung über Massen- bzw. Stallbilanzen. Im AK Tierhaltung der StÄLU wird zusammen mit dem SKBR und der LFA über die Umsetzung gesprochen.
Im anschließenden Vortrag von Herrn Feller (LWK NRW) ging es um Neu- und Umbaulösungen für Tierwohlställe. Er verdeutlichte den Widerspruch zwischen den Forderungen für Außenklimaställe und BImSchG-Anlagen und nannte Beispiele und Konsequenzen für den künftigen Stallbau. Die Finanzierung ist jedoch nur möglich bei längerfristig vertraglich gesicherter Abnahme und mit staatlicher Unterstützung.
Ergänzend berichtete Frau Kühling von der Josef-Kühling GbR Zemmin darüber, wie sich der Betrieb für die Zukunft ausrichtet. Der Großteil der Tiere wird in Haltungsstufe 2 vermarktet, ein kleinerer Teil über das Strohschweinprogramm von Edeka Nord. Für letzteren Stall sind Umbauten geplant sowie langfristig der Neubau eines Tierwohlstalls. Der Beitrag machte Mut und Hoffnung, dass es auch künftig noch eine Schweinehaltung in MV geben wird.
Zu den Beiträgen: https://www.landwirtschaft-mv.de/
Verfasser | Dr. Antje Priepke |
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Erscheinungsdatum | 26.10.2022 |
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